Lesung Mt 26, 1-5: Ankündigung und Todesbeschluss
1 Und es begab sich, als Jesus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern:
2 Ihr wisst, dass in zwei Tagen Passa ist; und der Menschensohn wird überantwortet werden, dass er gekreuzigt werde.
Der Plan der Hohenpriester und der Ältesten
3 Da versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohenpriesters, der hieß Kaiphas,
4 und hielten Rat, Jesus mit List zu ergreifen und zu töten.
5 Sie sprachen aber: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr gebe im Volk.
Lesung Mt 26,6-16: Salbung und Verrat
6 Als nun Jesus in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen,
7 trat zu ihm eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit kostbarem Salböl und goss es auf sein Haupt, als er zu Tisch saß.
8 Da das die Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung?
9 Es hätte teuer verkauft und das Geld den Armen gegeben werden können.
10 Als Jesus das merkte, sprach er zu ihnen: Was bekümmert ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
11 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.
12 Dass sie dies Öl auf meinen Leib gegossen hat, hat sie getan, dass sie mich für das Begräbnis bereite.
13 Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.
Der Verrat des Judas
14 Da ging einer von den Zwölfen, mit Namen Judas Iskariot, zu den Hohenpriestern
15 und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge.
16 Und von da an suchte er eine Gelegenheit, dass er ihn ausliefere.
ZUM BEDENKEN:
„Einer, der sich helfen lässt“, daran erkennt man nach Sacharja 9,9 den Christus: Außer Hass, List und Verrat ist auch immer noch Liebe zu spüren. Nachdem die Frau wortlos des Salbgefäß über Jesus zerbrochen hat, füllt ein Duft den ganzen Raum.
Er hat es schwer, die Krämerseelen einiger Jünger zu erweichen. „Was soll diese Verschwendung?“ So fragen sie. Aber Jesus nennt das ganz anders: „Eine schöne Tat hat sie an mir getan.“ Und er lässt sich diese schöne Tat gefallen! Er, der sonst in den Evangelien durchweg als der Gebende erscheint, ist hier Empfänger von Ehre, Liebe und Zuwendung. Jesus sagt „schön!“. In der Nachfolge Jesu steht die Ethik entsprechend unter dem Vorzeichen der Ästhetik – „Ihr könnt die Armen nicht übersehen – und ihr dürft sie nicht übersehen. Doch wehe, wenn unter euch die gute gegen die schöne Tat, die Nächsten- gegen die Gottesliebe ausgespielt, wenn das Dienstleistungsdenken und das Kriterium der Effektivität zum Maß aller Dinge erhoben würde! Dann würde der Arme zum Objekt der Hilfeleistung, zu einem Kostenfaktor in der Abrechnung, zu einem Element in der Erfolgsstatistik. An die Stelle der Liebe zum Nächsten träte die zweckmäßige Versorgung – und ihr enthieltet den Armen eben den Glanz und die Würde vor, die Ich ihnen gegeben habe.“
Liebesbriefe können nicht vom Rechnungsprüfungsamt begutachtet werden. Eine schöne Tat erinnert uns daran, dass Religion etwas mit Überschwang zu tun hat. Natürlich brauchen wir das in einer reichen Welt, die ständig bei der Kultur kürzt, sie aber doch so dringend braucht. Sie steht doch in der Gefahr, sich selbst auszurechnen. Da kann nur Unsinn herauskommen.
Lesung Mt 26,17-30: Abendmahl / Mt 26,31-35: Ankündigung Verleugnung
27 Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;
28 das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
29 Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.
30 Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.
Die Ankündigung der Verleugnung des Petrus
31 Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir; denn es steht geschrieben (Sacharja 13,7): »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.«
32 Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa.
33 Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sich auch alle an dir ärgern, so will ich doch mich niemals ärgern.
34 Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.
35 Petrus sprach zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen. Das Gleiche sagten auch alle Jünger.
Lesung Mt 26, 36-46: Gebet in Gethsemane:
36 Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hierher, solange ich dorthin gehe und bete.
37 Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen.
38 Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet mit mir!
39 Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!
40 Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Konntet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?
41 Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.
42 Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist’s nicht möglich, dass dieser Kelch vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!
43 Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf.
44 Und er ließ sie und ging wieder hin und betete zum dritten Mal und redete abermals dieselben Worte.
45 Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird.
46 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.
ZUM BEDENKEN:
Der Kelch des Lebens: Wir werden es diese Woche vermissen: das Abendmahl.
Aber über den Kelch des Lebens können wir nachdenken:
Es ist doch ein großer Unterschied, ob ich mein Leben als eine Suppenterrine erzähle, in die andere mir alles eingebrockt haben oder als wenn ich dazu in Gedanken einen Kelch mit funkelndem Wein hochhalte. Henry Nouwen schreibt in: „Der Kelch unseres Lebens“- seinem letzten Buch, kurz vor seinem Tod 1997:
„Eucharistiefeier in der Arche (Gemeinschaft von Behinderten in Toronto): Nach der Lesung: In diesem Augenblick wusste ich blitzartig, dass diese Frage, nähmen wir sie wirklich ernst, unser Leben von Grund auf verändern würde. Es ist eine Frage mit einer Kraft, die ein verhärtetes Herz aufbrechen und die Stützen des geistlichen Lebens erschüttern kann: Könnt Ihr den Kelch trinken? Könnt Ihr ihn bis auf den Grund leeren? Seid Ihr bereit, ihn mit allen Leiden und Freuden, die er enthält, auszukosten? Seid Ihr bereit, euer Leben mit allem, was immer es bringen mag, anzunehmen?“
Er meditiert darüber, was es bedeutet, diesen Kelch zu HALTEN: Was wurde mir eingeschenkt? Was ist in meinem Kelch? Bekommt es mir? Das ist mein Leben. Es gibt es nur einmal. Der Wein enthält auch Schweres. Meine Leiden gehören zu mir! Dann geht es ums ERHEBEN, d.h. mit die Geschichte mit anderen teilen und ums TRINKEN.
Lied: Seht hin, er ist allein im Garten (EG Nr. 95, 1)
Lesung Mt 26,47-56: Gefangennahme
47 Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes.
48 Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift.
49 Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi!, und küsste ihn.
50 Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn.
51 Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.
52 Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen.
53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken?
54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?
55 Zu der Stunde sprach Jesus zu der Schar: Ihr seid ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen.
56 Aber das ist alles geschehen, auf dass erfüllt würden die Schriften der Propheten. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.
Lied: 95,2:
Seht hin, sie haben ihn gefunden. Sie greifen ihn. Er wehrt sich nicht.
Dann führen sie ihn fest gebunden dorthin, wo man sein Urteil spricht.
Du ließest dich in Bande schlagen, dass du uns gleich und hilflos bist.
Wenn wir in unsrer Schuld verzagen, dann mach uns frei, Herr Jesus Christ!
Lesung Mt 26,57-68: Verhör vor dem Hohen Priester
57 Die aber Jesus ergriffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten sich versammelt hatten.
58 Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis zum Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, um zu sehen, worauf es hinauswollte.
59 Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, dass sie ihn töteten,
60 und fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei herzu
61 und sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen.
62 Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen?
63 Aber Jesus schwieg still. Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes.
64 Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.
65 Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört.
66 Was meint ihr? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig.
67 Da spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Einige aber schlugen ihn ins Angesicht
68 und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist’s, der dich schlug?
Lied: 95,3:
Seht hin, wie sie ihn hart verklagen, man schlägt und spuckt ihm ins Gesicht
und will von ihm nur Schlechtes sagen. Und keiner ist, der für ihn spricht!
Wenn wir an andern schuldig werden und keiner unser Freund mehr ist,
wenn alles uns verklagt auf Erden, dann sprich für uns, Herr Jesus Christ!
Lesung Mt 26,69-75: Verleugnung des Petrus
69 Petrus aber saß draußen im Hof. Und es trat eine Magd zu ihm und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus aus Galiläa.
70 Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst.
71 Als er aber hinausging in die Torhalle, sah ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren: Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth.
72 Und er leugnete abermals und schwor dazu: Ich kenne den Menschen nicht.
73 Und nach einer kleinen Weile traten hinzu, die da standen, und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, du bist auch einer von denen, denn deine Sprache verrät dich.
74 Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn.
75 Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
Lesung Mt 27, 1-14: Jesus vor Pilatus
1 Am Morgen aber hielten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes einen Rat über Jesus, dass sie ihn töteten,
2 und sie banden ihn, führten ihn ab und überantworteten ihn dem Statthalter Pilatus.
3 Als Judas, der ihn verraten hatte, sah, dass er zum Tode verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück
4 und sprach: Ich habe gesündigt, unschuldiges Blut habe ich verraten. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu!
5 Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging davon und erhängte sich.
6 Aber die Hohenpriester nahmen die Silberlinge und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir sie in den Tempelschatz legen; denn es ist Blutgeld.
7 Sie beschlossen aber, den Töpferacker davon zu kaufen zum Begräbnis für die Fremden.
8 Daher heißt dieser Acker Blutacker bis auf den heutigen Tag.
9 Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht: »Sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Preis, der geschätzt worden war – den hatten einige von den Israeliten geschätzt –,
10 und gaben sie für den Töpferacker, wie mir der Herr befohlen hat.«
11 Jesus aber wurde vor den Statthalter gebracht; und der Statthalter fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus aber sprach: Du sagst es.
12 Und als er von den Hohenpriestern und Ältesten verklagt wurde, antwortete er nichts.
13 Da sprach Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?
14 Und er antwortete ihm nicht auf ein einziges Wort, sodass sich der Statthalter sehr verwunderte.
Lied: 95,4:
Seht, wie sie ihn mit Dornen krönen, wie jeder ihn verspotten will,
wie sie ihn schlagen und verhöhnen. Und er, er schweigt zu allem still.
Du leidest Hohn und Spott und Schmerzen – und keiner, der voll Mitleid ist:
Wir haben harte, arme Herzen. Erbarme dich, Herr Jesus Christ!
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