Gründonnerstag

Gründonnerstag

Der Gründonnerstag ist Tag des Abendmahls aber auch der Tag der Fußwaschung!
Füße waschen ist etwas sehr Intimes! Jetzt, wo Sie zuhause sind, können Sie die Chance nutzen:
Setzen Sie sich um eine schöne Schüssel mit warmem Wasser. Geben Sie ggf. etwas (Massage-)Öl dazu
und reiben sich genussvoll die Füße ein. Das geht daheim viel lockerer als in der Kirche und tut wirklich gut!
Der Gottesdienst, der am Gründonnerstag beginnt,kann nicht irgendwo „dazwischen“ aufhören.
Karfreitag z.B. können wir eigentlich keinen Segen sprechen. Dieser Gottesdienst geht durch bis Ostern.
DANN kann auch wieder ein Segen folgen.

ZUM BEGINN:

Eine(r): Im Namen GOTTES des Vaters, Quelle unseres Lebens, im Namen des Sohnes Jesus, Lehrer der furchtlosen Liebe,
die Gekrümmte und Versteifte das Bücken lehrt und im Namen des Heiligen Geistes, der weht, wo und wann er will – auch bei uns zu Hause. Amen.

Wir hören auf Worte im Johannesevangelium:

LESUNG: Joh 13, 1-17 (Luther)

1 Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater.
Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.


2 Und nach dem Abendessen – als schon der Teufel dem Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, ins Herz gegeben hatte, dass er ihn verriete;

3 Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging – 
4 da stand er vom Mahl auf, legte seine Kleider ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich.

5 Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und zu trocknen mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.
6 Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, du wäschst mir die Füße? 
7 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.

8 Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm:
Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir.


9 Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!

10 Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden;
er ist vielmehr ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle.


11 Denn er wusste, wer ihn verraten würde; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein.

12 Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach zu ihnen:
Wisst ihr, was ich euch getan habe?


13 Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin’s auch. 
14 Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen.

15 Denn ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.

16 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr und der Gesandte nicht größer als der,
der ihn gesandt hat.


17 Wenn ihr dies wisst – selig seid ihr, wenn ihr’s tut.

ZUM BEDENKEN

Kennen Sie das Lied, das Marlene Dietrich im Film „Der blaue Engel“ in den 30er Jahren sang? Es eroberte die halbe Welt.
Im Refrain heißt es immer wieder: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, denn das ist meine Welt und sonst gar nichts.
Das ist, was soll ich machen, meine Natur: Ich kann halt lieben nur und sonst gar nichts.“

Sie spielt eine anrüchige Sängerin in einer Spelunke. Sie schlägt Zuhörer und Zuschauer in ihren Bann.
Mit ihrem Lied verdreht sie nicht nur den Zuhörern den Kopf, sondern auch ihrem Gegenspieler, einem tyrannischen Professor, der als Grundlagen des Staates ansieht:
eine einflussreiche Kirche, ein handfester Säbel, strikter Gehorsam und starre Sitten. Die Sängerin, die seine Schüler in den Bann zieht, ist ihm ein Dorn im Auge.
Er hat Angst um seine Schüler und schnüffelt ihnen nach.

Dabei erliegt der eiserne Moralist am Ende selbst der Faszination dieser Frau, die in der berühmten Szene ihr Bein verführerisch auf einen Hocker stellt,
dem Professor tief in die Augen schaut und singt: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, denn das ist meine Welt und sonst gar nichts.“
Und dieses Lied verwandelt den Moralwächter in einen anderen Menschen. Er sieht die Welt der Sängerin mit ganz anderen Augen.
Er urteilt ganz anders. Er lernt diese Welt lieben und heiratet am Ende die Sängerin. Die bürgerliche Gesellschaft ist empört, und seine geachtete Stellung ist verloren.

Das ist, fragt Ihr mich, der reinste Jesusfilm. So hat Jesus auf seine Leute und die anderen gewirkt; auch immer etwas anrüchig, blasphemisch.
Am letzten Tag in Freiheit riecht er noch nach Öl von einer verschwenderischen Salbung durch eine Frau und nun geht’s in die angemietete Wohnung.

Aber es ist was schiefgegangen. Wie bei der OIsenbande geht bei den Jüngern immer irgendetwas daneben.
Sie hatten von einem Jerusalemer Bürger einen Raum zur Verfügung gestellt bekommen. Dort wollten sie mit Jesus das festliche Passamahl halten.
Bei jedem Festmahl stand üblicherweise vor der Tür ein Sklave, der den Leuten die Füße wusch. Das war notwendig, weil die Menschen damals weder Schuhe noch Strümpfe trugen, lediglich Sandalen an den bloßen Füßen, die folglich staubig und schmutzig waren.

Den Sklaven? Vergessen? Nun sitzen sie mit schmutzigen Füßen und ein jeder grübelt: Sollte ich es tun? Warum ich?
In Familien gibt es dazu eine grammatische Kunstform, das Partnerschaftspassiv: Man müsste..!!! Aber hast du nicht gesehen ist Jesus in Schürze und auf den Knien.
Es schießt einigen durch den Kopf: „Vielleicht hat Jesus den Sklaven selbst abbestellt und hat es wieder einmal darauf angelegt?“

Auf dem Bild von Rembrandt seht Ihr die Szene. Da scheint Petrus zu denken – „lieber der Kopf als die Füße“
und das Ganze mit einem genial gemalten verkrampften Widerwillen.

Rembrandt van Rijn (1606-1669): Fußwaschung

Rembrandt war Protestant wie wir. Füße waschen? Nicht machen! Lass uns lieber drüber nachdenken!!!

Jesus stellt Petrus vom Kopf auf die Füße. Wie kein anderer Teil des Körpers sind die Füße gleichzeitig sehr belastbar und doch überaus empfindlich.
Eine Fußwäsche ist eine sehr persönliche Berührung tief, einfühlsam. Eine ganze Weltsicht wohnt in dieser kleinen Geschichte.
Wenn ich es schaffe, mir das gefallen zu lassen, werde ich im selben Moment groß und klein. Ich gebe mir eine Blöße und jemand umsorgt mich.

Sich anfassbar zu zeigen und dabei gut behandelt zu werden. Diese Mischung kann Verhältnisse auf den Kopf, nein auf die Füße stellen.
Jesus nach Johannes will genau dies: Höhenausgleich durch Liebe. Am Beginn des großen Dreitagegottesdientes die Fußwaschung?

Wieder und wieder üben wir die Liebesgeste, die die Menschheit zivilisiert. Bis sie für Sekunden ohne Bedenken aus der Hand fließt. Wir üben.
Der Mensch, dem der Sklavendienst geschieht wird bedient wie ein König und aufgerichtet. Der Mensch, der ihn verrichtet, kann sich bücken!
Es ist übrigens viel einfacher, Füße zu waschen als sich Füße waschen zu lassen! Zu Beginn des großen 3-tägigen Gottesdienstes eine Erinnerung daran,
mit Grazie großzügig zu sein und denen, die wir bedienen, ihre Würde zu lassen.

 

FUSSWASCHUNG

LIED: In manus tuas Pater – „In deine Hände, Vater, befehle ich meinen Geist.“

GEBET:

EWIGER, du liebst uns und bist uns nahe. Das, was Jesus getan hat,lass uns zu Herzen gehen.
Herr, ich will sein wie Wasser, das Leben bringt und Leben erhält.
Herr, ich will sein wie Wasser, das reinigt, erfrischt und neue Hoffnung schenkt.
Herr, ich will sein wie Wasser, das den Menschen und dem Leben dient.
Herr, ich will sein wie Wasser, das Gemeinschaft stiftet.
Herr, ich will sein wie Wasser, das trägt und Lasten befördert.
Herr, ich will kein Wasser auf die Mühlen derer sein, die Armut, Verfolgung,
Flucht und Krieg anderer als Schicksal hinnehmen möchten.

STILLE

VATERUNSER

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